BÖP

Allgemein: Was sind Ziel und Zweck von PsyBel Expert?

Organisationen und Unternehmen stehen vor der Aufgabe, arbeitsbedingte psychische Belastung mit geeigneten Verfahren zu ermitteln, zu beurteilen und entsprechende Maßnahmen abzuleiten und umsetzen.

In vielen Fällen werden dafür wissenschaftlich unzulängliche Methoden durch nicht qualifizierte Personen eingesetzt. Das bringt die psychologische Fachkompetenz und ihre Methoden zunehmend unter Druck und führt zu einem „race tot he bottom“. Die Berufsgruppe der Psycholog/innen möchte mit der Website PsyBel Expert ab Herbst 2016 einen fachlichen Beitrag dazu leisten, fachkundig qualitätsgesicherten Verfahren anhand von transparenten und für alle Verfahren gleichermaßen gültigen Kriterien zu präsentieren.

Alle Autor/innen solcher testtheoretisch fundierter Verfahren sind eingeladen, ihre Instrumente anhand dieser Kriterien der Öffentlichkeit vorzustellen. Alle Personen, die qualitätsgesicherte Diagnoseinstrumente suchen, können sicher sein, dass hier nur testtheoretisch abgesicherte Verfahren aufzufinden sind. Fachkundige PsychologInnen finden zu jedem eingetragenen Verfahren aussagekräftige Detail in der Autorenerklärung und im PSYNDEX-Link.

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Allgemein: Es gibt bereits verschiedene Informationen zu Verfahren. Warum hier auch?

Es sind tatsächlich verschiedene Listen, Website, Bücher und Broschüren mit Informationen zu Verfahren veröffentlicht worden. Die Kriterien für die Veröffentlichung der angeführten Verfahren sind sehr unterschiedlich, werden aber kaum fachlich argumentiert. So werden z.B. folgende Gründe dafür genannt, dass Verfahren in verschiedenen Listen angeführt werden:

  • das Verfahren ist schon länger bekannt
  • das Verfahren ist kurz
  • das Verfahren darf kostenfrei genutzt werden
  • die Anbieter eines Verfahrens behaupten, es würde die erforderliche Qualität haben
  • diverse glaubwürdige öffentliche Organisationen und Institutionen nennen das Verfahren bzw. halten es für geeignet

Diese Gründe sind allerdings keine Qualitätsnachweise. Es gibt keine Verfahrenssammlung, in denen geeignete Instrumente zur Messung psychischer Belastung nach transparenten und objektiven Kriterien ausschließlich nach ihrer wissenschaftlichen Qualität gesammelt werden und differenziert miteinander vergleichbar sind. PsyBel Expert schließt diese Lücke.

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Allgemein: Warum ist die wissenschaftliche Qualität eines Verfahrens bedeutsam?

Würde man zur Erfassung von Lufttemperatur, Schalldruck, Staub, Beleuchtungsstärke etc. Geräte verwenden, die von Bastlern in der Garage zusammengebaut wurden, wäre mit Recht Skepsis gegenüber den damit erzeugten Messwerten angebracht. Eine solche Haltung sollte auch gegenüber psychologischen Messinstrumenten gelten, für die es ebenfalls wissenschaftliche Konstruktionsstandards gibt.

Es werden von allen DACH-Ländern Mindeststandards für die Qualität des Prozesses der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung und auch der hierfür verwendeten Verfahren gefordert. Wenn aber schon der Diagnoseprozess bei der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung keine fundierte Basis aufweist, dann sind sowohl die Ergebnisse zu Art und Grad der Belastungsausprägungen als auch die darauf aufbauenden Handlungsschwerpunkte und Maßnahmen fragwürdig. Das dient weder den betroffenen Arbeitenden noch den Arbeiteber/inne/n, die für diesen Prozess jedenfalls Zeit und Geld aufwenden, ohne ein abgesichertes Ergebnis zu bekommen.

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Allgemein: Warum haben Verfahren auch mehr als vier Dimensionen / Merkmalsbereiche?

Die öffentlichen Institutionen und Organisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verlangen, dass ein geeignetes Verfahren die vier Themen Arbeitsaufgabe, soziale Beziehungen, Arbeitsumgebung und Arbeitsorganisation erfassen muss. Es gibt aber Verfahren, die mehr oder weniger als vier Themenfelder erfassen. Das ist fachlich korrekt. Denn bei Verfahren, die auf testtheoretischer Basis entwickelt werden, werden zuerst die Fragen (Items) mit statistischen Methoden geprüft und ausgewählt. Die verbliebenen Items werden nach bestimmten mathematischen Prozeduren analysiert. Wenn bestimmte Fragen (Items) statistisch zusammenhängen, ergeben sich daraus die Themenfelder (Skalen) des Verfahrens, die als Überschrift für eine Gruppe von Fragen (Items) fungieren. Dies folgt einer wissenschaftlichen Logik und nicht institutionellen Regelungen. In der Praxis bedeutet es, dass ein geeignetes Verfahren jedenfalls die vier definierten Themenfelder abdecken muss – unabhängig davon, ob diese Themenfelder sich auf 2, 3, 4, 5, 6, 7 oder mehr Skalen verteilen.

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Allgemein: Warum sind hier bestimmte Verfahren nicht aufzufinden?

Wenn Sie nach einem konkreten Verfahren suchen und es hier nicht finden, kann das mehrere Gründe haben:

  1. Die Autor/inn/en haben ihr Verfahren hier nicht eingereicht, möglicherweise weil sie diese Möglichkeit (noch) nicht kennen.
  2. Die Autor/innen möchten ihr Verfahren hier nicht einreichen.
  3. Das Verfahren kann die erforderlichen wissenschaftlichen Standards nicht nachweisen und ist deshalb hier nicht aufzufinden.
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Allgemein: Wer kann hier ein Verfahren bzw. Instrument einreichen?

Alle Autor/innen, die für die testtheoretische Konstruktion eines konkreten Verfahrens verantwortlich sind, dessen Messgegenstand psychische Belastung ist, können ihr Instrument hier zur Veröffentlichung einreichen und der Öffentlichkeit vorstellen.

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Allgemein: Warum wird bei Verfahren öfter über Nutzungsrechte diskutiert?

Es hat sich leider bei Einzelpersonen. bei Organisationen und Firmen die rechtswidrige Annahme eingebürgert, das diagnostische Instrumente und Verfahren ohne Zustimmung der Autor/innen beliebig verwendet werden dürfen.

Jedes geistige Werk ist Eigentum seiner Urheber/innen. Nur ihnen steht das Recht zu über die Nutzung und Verwertung ihres Werkes zu verfügen. Auch psychologische Tests bzw. Verfahren unterliegen dem Schutz des Urheberrechts. Wer nicht Urheber eines Werkes ist, darf daher mit diesem Werk nur das tun, was die Urheber/innen ausdrücklich genehmigen. In allen anderen Fällen müssen die Urheber/innen ihr Einverständnis geben. Das betrifft beispielsweise das Recht, das Werk oder Teile davon zu veröffentlichen, anderen zur Nutzung zur Verfügung zu stellen, es zu verkaufen, es zu bearbeiten also z.B. zu übersetzen, es ganz oder teilweise zu verändern, .....

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Nutzer/innen von Verfahren nur dann sicher sein können, dass die Nutzung eines Verfahrens rechtens ist, wenn

  • sie einen Nachweis dafür haben, dass ihnen die Nutzung in dem von ihnen beabsichtigen Sinn tatsächlich erlaubt ist,
  • sie die Erlaubnis zur Nutzung bei den Autor/innen erholen
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Allgemein: Wer bearbeitet Anfragen?

Fachliche Anfragen: Alle Fragen an die PsyBel-Expert Fachredaktion werden immer im Team abgestimmt und beantwortet. Sie können davon ausgehen, dass sich sowohl Fachpersonen der Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie als auch Fachleute der Diagnostik und Testtheorie damit befassen.

Organisatorische Anfragen: Fragen zur Verwaltung und Administration Ihrer Einreichungen werden von der Serviceorganisation des Berufsverbandes Österreichischer Psychologinnen und Psychologen bearbeitet.

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Allgemein: Warum entstehen Bearbeitungskosten für die Einreichung von Verfahren?

Die Einrichtung und laufende Pflege der Website sowie die Bearbeitung der einzelnen Anträge inklusive Kommunikation, Administration und Web-Bearbeitung sind mit Investitions- und Personalkosten verbunden, die durch die Bearbeitungsgebühr abgegolten werden.

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Allgemein: Was ist die Rolle von PsychologInnen bei der Ermittlung und Beurteilung psychischer Belastung?

Das gemeinsame Thema aller Personen, die der Berufsgruppe der Psycholog/inn/en angehören, sind psychische Vorgänge und Prozesse. Damit befasst sich die Berufsgruppe aus den verschiedenen Perspektiven der Arbeits- und Organisationspsychologie, der Gesundheitspsychologie und der Diagnostik und Methodenlehre. Es ist daher sinnvoll und nützlich, diese Expertise zu nützen.

Daten aus 50.000 Unternehmen und 36 Ländern in Europa aus der Studie „ESENER-2“ von der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz - EU-OSHA – zeigen aktuelle Sicherheits- und Gesundheitsrisiken in europäischen Arbeitsstätten. Ein Schwerpunkt der Studie ist der Umgang mit psychosozialen Risiken in Europas Arbeitsstätten. Aus dem Bericht ist zu ersehen, dass derzeit in Österreich ca. 20 % der Unternehmen angeben, Psycholog/innen hierfür einzusetzen, in Deutschland sind es etwas über 10 % und in der Schweiz etwas unter 10 % der Unternehmen. In einigen Ländern Europas setzen 60 % der Organisationen Psycholog/inn/en ein: https://osha.europa.eu/de/tools-and-publications/publications/second-european-survey-enterprises-new-and-emerging-risks-esener/view (Zugriff am 20.7.2016, Seite 50)

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Autorenerklärung: Warum wird hier auf Verfahren fokussiert, die vor allem arbeitsbezogene Belastung erfassen?

Auf fachlicher Ebene wird teilweise argumentiert, dass auch die Erfassung anderer Merkmale (z.B. Beanspruchungen, Beanspruchungsfolgen, Informationen zu Befinden und Gesundheit) für bestimmte Zwecke sinnvoll sein könnte. Auf rechtlicher Ebene ist es in der Tradition der Gefährdungsbeurteilung erforderlich, Einwirkungsfaktoren zu erheben, also im konkreten Fall die psychische Belastung. Um dieser Grundanforderung gerecht zu werden möchte PsyBel Expert sichtbar machen, welche Verfahren dies im Kern tatsächlich erfassen und ob diese Verfahren die notwendige wissenschaftliche Basis haben.

Selbstverständlich gibt es auch Verfahren, die über Merkmale der Arbeitsbedingungen hinaus noch mehr erfassen. Organisationen und Unternehmen sollen entscheiden, ob und mit welchen Zielen und Rahmenbedingungen (erhöhte Datenschutzanforderungen) sie über den erforderlichen Rahmen hinaus noch mehr Daten erfassen möchten.

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Autorenerklärung: Warum ist das Formular so umfangreich?

Die Website PsyBel Expert möchte nicht nur eine Liste von Verfahren veröffentlichen, sondern qualitative Unterschiede der Verfahren sichtbar machen. Das Formular „Autorenerklärung“ gibt den Autor/inn/en den Raum, um die spezifischen Merkmale ihres Verfahrens konkret darstellen zu können. Was und wieviel die Autor/inn/en ausfüllen, hängt von ihnen selbst ab. In einigen Fällen haben ihre Angaben nur Informationswert, in anderen Fällen sind sie relevant für die Erlangung von Punkten.

Interessierte Personen können sich somit einen detaillierten Eindruck über konkrete Verfahren und deren Unterschiede verschaffen. Für Personen der Praxis ist es möglichweise nur relevant, Auskunft über den Verfahrenstyp, die erzielten Gesamtpunkte, den Umfang der Items oder die Einsatzgebiete zu bekommen. Für fachkundige Personen sind die psychometrischen Eigenschaften aufschlussreich, um die Qualitätsunterschiede beurteilen zu können.

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Autorenerklärung: Wie werden die Punkte für die einzelnen Verfahren vergeben?

Die definierten Punktezahlen für unterschiedliche Merkmale eines Verfahrens zeigen Abstufungen in der Qualität der Verfahren. Höhere Punktezahlen zeigen eine höhere Qualität des jeweiligen Merkmals an.

Die Punkte entstehen ausschließlich auf Grundlage der Angaben, die von den Autor/inn/en selbst zu ihrem Verfahren gemacht werden. Es gibt keine externe Qualitätsbewertung, die Einfluss auf die Anzahl der generierten Punkte pro Verfahren hat. Die Autor/innen gewährleisten mit ihrer Unterschrift die Richtigkeit der Angaben, die sie zu ihrem Verfahren veröffentlichen.

Ad 9. Gütekriterium Reliabilität: Wählen Sie bitte die maximalen Werte für die Koeffizienten aus, also kreuzen Sie entweder 9.3.1. ODER 9.3.2. ODER 9.3.3. an.

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